Zuhören, trösten, würdig verabschieden
Ausbildungskurs für die Leitung von Beerdigungen in der Katholischen Kirche in der Region Hannover | Beginn im Februar 2024
Es ist der letzte Dienst: Am 17. Februar beginnt in der Katholischen Kirche in der Region Hannover ein Ausbildungskurs für Leiter*innen von Beerdigungen. Der Leitgedanke: „Ein Werk der Barmherzigkeit“. Gemeindereferentin und Beerdigungsleiterin Jutta Golly-Rolappe erörtert im Gespräch, warum dieser Dienst so wichtig ist.
Die Katholische Kirche in der Region Hannover bietet einen Ausbildungskurs für Leiterinnen und Leiter von Beerdigungen an. Warum dieses Angebot?
Beerdigungen sind ein Werk der Barmherzigkeit. Dies ist ein Dienst, den getaufte und gefirmte Christ*innen ausüben können. Wir bereiten Ehrenamtliche auf diese Aufgabe vor, ermöglichen ihnen Hospitationen, geben ihnen Mentor*innen an die Seite und reflektieren mit ihnen ihre Erfahrungen in der Praxis.
Was steuern interessierte Christ*innen bei?
Spannend ist, welche eigenen Erfahrungen Ehrenamtliche mitbringen, welches mutige Glaubenszeugnis durch ihre Verkündigung hörbar wird und wie sie Tröstliches und Ermutigendes formulieren. Ehrenamtliche können authentisch und alltagstaugliche ihre Auferstehungshoffnung teilen. Dabei geht es um einen würdigen Abschied vom Leben der Person, die verstorben ist, sowie das Abschiednehmen der Hinterbliebenen.
Menschen, die den Verlust eines oder einer Angehörigen erlitten haben, sind verletzlich, verzweifelt, wütend – und haben alles Recht dazu. Wie fügt sich diese Ausgangsbedingung in den Kurs ein?
Ja, der Tod eines Menschen kann schmerzlich und irritierend sein und Angehörige herausfordern. Genauso kann der Tod aber auch erlösend, erleichternd sein oder ein Mensch schläft einfach ein. Vor dem ersten Kontakt mit Angehörigen wissen wir in der Regel außer dem Namen, eines Geburts- und Sterbedatums (mit dem wir uns das Lebensalter erschließen) nicht, was diese Person ausgemacht hat. Es braucht eine gute Wahrnehmung und gutes Hin-Hören, um zu erfahren, wie Verstorbene gelebt haben, was im Leben wichtig war, was dieser Tod für die Angehörigen bedeutet.
Da gibt es ja unterschiedliche Erfahrungen und Gefühle.
Unterschiedlichste Emotionen können geweckt werden. Ein kleines Kind hinterlässt tief verletzte Eltern, Großeltern und manchmal sogar Geschwister. Hier braucht es anders Trost als bei einem Abschied von einer hochbetagten Person, deren Leben dankbar, Gott vertrauend, im wahren Sinn des Wortes vollendet wurde. Tod und Abschied können die ganze Bandbreite von Emotionen auslösen.
Ist es nicht schwer, in einer Situation von Trauer und Tod von der christlichen Hoffnung auf ewiges Leben zu sprechen?
Jede*r von uns ist im Leben in manchen Situationen herausgefordert von Abschieden und Loslassen. Diese eigenen Erfahrungen bewusst wahrnehmen und herausfinden, was mich in bestimmten Situationen getragen hat und heute trägt. Dieses Bewusstsein ist eine gute Basis für die Begegnung mit trauernden Angehörigen. Dabei geht es vor allem um das Zuhören. Hören, was wird erzählt vom Leben der Verstorbenen, was war ihnen wichtig? Und in welchen Beziehungen haben Verstorbene gelebt. Der Kurs möchte ermutigen, die eigene Glaubenserfahrung ins Wort zu bringen, damit zu berühren und zu trösten.
Wie lässt sich so etwas lernen?
Unser Ausbildungskurs ist praxisorientiert. Die Teilnehmenden werden vor Ort in ihren Gemeinden von Mentoren*Innen begleitet. Das können Priester, Diakone, Pastoral- oder Gemeindereferent*innen sein. Bei diesen Personen können sie bei Trauergesprächen und Beerdigungen hospitieren. In einem respekt- und vertrauensvollen Miteinander können beide Seiten davon profitieren. Das konkrete Trauergespräch wird in Kleingruppen während der Ausbildung geübt. Eine Person berichtet von einem stark emotionalen Erlebnis, eine zweite Person hat die Aufgabe das Gehörte zu spiegeln und eine dritte Person meldet zurück, wie das Spiegeln gelungen ist – oder ob sie etwas ganz anderes gehört hat. Auch dies ist ein spannendes Lernfeld.
An wen richtet sich das Angebot?
An alle Interessierten, die sich ihrer Erfahrung von Tod und Trauer stellen möchten. Wir werden biblische Zeugnisse miteinander reflektieren. Getaufte und gefirmte Christ*innen können von ihrer Hoffnung auf Auferstehung bei einer Beerdigung Zeugnis geben. Wer gern zuhört, empathisch ist und Freude daran hat zu formulieren und Erfahrungen Worte zu geben, kann sich gern über die Gemeinde, in der er oder sie beerdigen möchte, anmelden.
Was sind die formalen Voraussetzungen?
Die Teilnehmenden sollten mindestens 25 Jahre alt sein, Mitglied der katholischen Kirche und psychisch gesund sein. Eigene Trauererfahrungen sollten einige Zeit zurückliegen und bearbeitet sein, damit trauernden Angehörigen empathisch begegnet werden kann. Der Kurs findet an zwei Samstagen und sechs Mittwochvormittagen statt, damit die Teilnehmenden ausprobieren können, ob sich der Beerdigungsdienst mit ihrer Berufstätigkeit vereinbaren lässt.
Was erwartet die Teilnehmer*innen?
Die Teilnehmenden erwartet ein motiviertes Team aus ehrenamtlichen und hauptberuflichen Frauen und Männern: Sabrina Umlandt-Korsch und Uli Jaschek als Leiter*innen von Beerdigungen, Pfarrer Wolfgang Semmet und mir als Gemeindereferentin. Wir alle stehen aktiv in der Beerdigungspraxis und freuen uns darauf Interessierte zu ermutigen, Handwerkszeug zu vermitteln und unsere Erfahrungen zu teilen. Themen im Kurs werden sein: Tod-Auferstehung-Leben, verschiedene Gesichter der Trauer, der Trauerbesuch, das Trauergespräch, die Rolle der Beerdigungsleitung und das Gestalten von Trauerfeiern.
Was steht am Abschluss der Ausbildung?
Am Ende steht die Herausforderung eigenverantwortlich nach einer guten Vorbereitung Trauergespräche zu führen und Trauerfeiern ansprechend zu gestalten. Die Teilnehmenden werden in einem Gottesdienst am 1. September 2024 um 10:00 Uhr in der Basilika St. Clemens mit einer Urkunde von Bischof Heiner Wilmer für ihren Dienst beauftragt und gesegnet. In den Gemeinden, in denen die Teilnehmenden ihren Beerdigungsdienst aufnehmen, werden sie in einem Gottesdienst, über den Pfarrbrief oder die Homepage vorgestellt.
Weitere Hinweise
- Der Ausbildungskurs beginnt am Samstag, 17. Februar, mit einem Tagesseminar von 10 bis 16 Uhr. Daran schließen sich bis zum 29. Mai sechs jeweils dreistündige Treffen (mittwochs 10 bis 13 Uhr): Die Themen unter anderen: Auseinandersetzung mit Tod, Leid, Trauer, Trauergespräche mit Hinterbliebenen, Trauerbegleitung und die liturgische Gestaltung von Begräbnisfeiern. Ein weiterer Seminartag am Samstag, 15. Juni, beschließt die Ausbildung. Die Kurstreffen finden im Pfarrheim von St. Godehard statt (Posthornstraße 22, 30449 Hannover). Am Sonntag, 1. September, werden die Absolvent*innen mit einem Gottesdienst in der Basilika St. Clemens in ihren Dienst ausgesendet.
- Weitere Informationen bei Gemeindereferentin Jutta Golly-Rolappe, Sallstraße 74, 30171 Hannover, E-Mail: Golly-Rolappe
(ät)st-heinrich-hannover.de, Telefon: 0511 80 05 98 84. Das Kursteam besteht neben Golly-Rolappe aus Sabrina Umlandt-Korsch und Uli Jaschek (beide Leiter*innen von Beerdigungen) und Pfarrer Wolfgang Semmet. Die Anmeldung zur Ausbildung ist bis zum 24. Januar möglich. Die Kosten betragen 60 Euro für Material und Verpflegung, der Teilnahmebeitrag soll nach Möglichkeit von der entsendenden Pfarrei entrichtet werden.
Fragen: Rüdiger Wala