Zahl der Katholik*innen in der Region sinkt weiter

Kirchliche Statistik 2023 veröffentlicht: weniger Austritte, aber weiterhin auf hohem Niveau

Die Zahl der Katholik*innen in der Katholischen Kirche in der Region Hannover hat sich erneut verringert. Sie lag zum Ende des Jahres 2023 bei 128.808 Menschen. Das sind 3828 Mitglieder weniger als im Jahr zuvor. Dies geht aus der heute (27. Juni) veröffentlichten kirchlichen Statistik hervor. 

Die Zahlen im Einzelnen: Verringert hat sich die Zahl der Kirchenaustritte – von 4086 im Jahr 2022 auf nun 2758. Zwei Drittel davon entfallen auf die Landeshauptstadt Hannover. Die Anzahl der Beerdigungen ist fast identisch geblieben, sie beträgt jetzt 1193 (2022: 1217). Gleiches gilt für die Eintritte und Wiederaufnahmen, deren Anzahl liegt 2023 bei 65 (2022: 59). 

Die weiteren Zahlen: 613 Taufen wurden gefeiert (2022: 709), 822 Kinder gingen zur Erstkommunion (2022: 917), 569 junge Menschen empfingen das Sakrament der Firmung (2021: 480). Gesunken ist die Zahl der Trauungen, von 141 auf nunmehr 115.

Ebenfalls gestiegen ist der Anteil der Gottesdienstteilnehmenden in der Katholischen Kirche in der Region Hannover: 6,3 Prozent der Katholik*innen Hannovers haben im statistischen Durchschnitt 2022 Gottesdienst gefeiert (2022: 3,8 Prozent). Gezählt würde am 5.3. und 12.11, erstmals galten für das ganze Jahr keine coronabedingte Einschränkungen mehr.

Zu den statistischen Daten des vergangenen Jahres sagt Propst Wolfgang Semmet, Regionaldechant der Katholischen Kirche in der Region Hannover: 

Auch wenn die reinen Zahlen etwas geringer geworden sind: Wir werden weniger. Nach wie vor verlieren wir durch Austritte eine erschreckend hohe Zahl von Menschen. Sie verlassen uns nicht leichtfertig. Jeder ausgetretenen Person schreibe einen Brief und erhalte auch Antworten – per Mail, per Telefon oder postalisch. Aus allen Reaktionen sprechen schwerwiegende Beweggründe: schlechte Erfahrungen oder eine zunehmende Entfremdung von Gemeinde und Kirche, auch von den Traditionen, die uns als Kirche ausmachen. Viele geben offen zu, dass der christliche Glaube ihnen nichts mehr sagt. Zudem sind viele entsetzt über die sexualisierte Gewalt, die in unserer Kirche geschehen ist. Viele klagen auch darüber, dass sich die Hoffnung auf Reformen nicht erfüllt hat.

Aber auf der anderen Seite führe ich auch Gespräche, nach denen uns Menschen zumindest in Frieden mit sich verlassen, weil Kritik ausgesprochen und Erfahrungen aufgearbeitet wurden. Das zeigt mir, dass ein Austritt kein Abschied von den Werten ist, die uns als Kirche wichtig sind. Denn überall dort, wo sich Menschen aus ihrem Glauben für andere einsetzen, wird diese Welt ein kleines Stück besser. Das gilt für unsere Pfarrgemeinden, für unsere Verbände und für unsere kirchlichen Einrichtungen wie die Familienbildungsstelle oder den [ka:punkt] mit den zahlreichen Beratungsdiensten. Wir bieten zusammen mit der Caritas, dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und dem Malteser Hilfsdienst konkrete Hilfe und Unterstützung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Katholische Kindergärten begleiten oft Familien über Jahre, katholische Schulen und unserer Jugendzentrum Tabor leisten wertvolle Bildungsarbeit, damit Kinder und Jugendliche gute Chancen im Leben haben.

Wir leben in einer Zeit, in der es immer schwerer fällt, eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage zu finden, was wirklich in Leben trägt. Als Kirche öffnen wir Räume für diese Frage und möchten Menschen an den Wendepunkten ihre Lebens Begleitung anbieten -gerade auch wenn die Trauer um Angehörige groß ist. Dafür möchten wir da sein. Glauben im Alltag heißt für uns, für Menschen da zu sein, denen es nicht gut geht. Für sie zu beten und mit ihnen die Stimme zu erheben. Dafür setzen sich Katholik*innen in der Stadt und der Region Hannover täglich ein. Weil sie an Jesus Christus glauben, der uns Zukunft verheißt und eine Hoffnung eröffnet, die selbst durch den Tod nicht mehr in Frage gestellt werden kann. Dafür bin ich sehr dankbar.

pkh