„Woher kommt der Hass?“
Neujahrsempfang des Diözesanrates der Katholik*innen im Bistum Hildesheim
Mit Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft lud der Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Hildesheim am Samstag zum Neujahrsempfang ins Kloster St. Ludgerus nach Helmstedt. Dieses Jahr stellte der Diözesanrat die Frage nach Rechtsextremismus und menschenfeindlichen Haltungen in den Mittelpunkt.
„Woher kommt der Hass?“ Unter diesem Titel schrieb die Hamburger Dipl.-Psychologin und Autorin Anne Otto schon 2019 ein Buch, in dem sie die psychologischen Ursachen von Rechtsruck und Rassismus untersuchte. Die Bereitschaft, fremdenfeindlichen Botschaften zuzustimmen, hat sich laut Otto nicht geändert, rechte Gesinnung habe es immer gegeben. AfD-Wähler*innen seien nicht nur weiß, männlich, älter und aus dem Osten, sondern auch jung, weiblich, mit unterschiedlichen Herkunftsgeschichten und aus allen Bundesländern.
Otto ging auf unterschiedliche psychologische Erklärungsmodelle ein, die den Hass begründen. Die Frage laute: „Was können wir jetzt tun?“ Grundlegend für den Abbau von Vorurteilen und Hass sei die Begegnung. Wichtig sei vor allem, sagen zu können: „Ich sehe das anders!“ Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ verwies auf die Dringlichkeit, „Räume der Begegnung zu schaffen – sei es durch persönliche Begegnung, durch Städte- und Gemeindepartnerschaften, durch Schüleraustausche – um bestehende Bilder und Grenzen abzubauen und zu einem neuen Miteinander beizutragen.“
Diözesanratsvorsitzender Dr. Christian Heimann erinnerte auch an die Relevanz jeder einzelnen Person. „Jeder Christ und jede Christin kann sich einbringen und etwas in der Gesellschaft bewirken.“ Er verwies auf die Wichtigkeit dieses Themas, gerade mit Blick auf den Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar.
Dr. Andreas Püttmann begann seinen Vortrag mit an ihn gerichteten Hass-Mails. Püttmann, Politikwissenschaftler, Journalist und Publizist aus Bonn, beleuchtete aus christlicher Sicht die Frage nach dem Hass. „Der Mensch, gut geschaffen, aber fähig zum Schlimmsten. Menschen können durch negative Sozioynamiken, die den inneren Schweinehund wecken und füttern, weit unter ihr moralisches Niveau gebracht werden.“ Was ist das Wirkungsvollste gegen den Hass? „Bildung und Erziehung“, so Püttmann, Er plädiert für das Pflichtfach Mediennutzungskompetenz und eine Klarnamenpflicht in sozialen Netzwerken. Wichtig sei, als Christen etwas in der Gesellschaft beizutragen. Der derzeitige Rechtsruck gehe nicht von allein weg, so Püttmann. Dem müsse sich Jede und Jeder aktiv entgegenstellen. Anne Otto wünschte sich mit Blick auf die Demonstrationen „Ausdauer, die uns das ganze Jahr begleiten wird“.
Maren Trümper, die bis 2021 Leiterin der Begegnungsstätte St. Ludgeri war, moderierte den Neujahrsempfang. Anne Serger, Lehrerin an der Musikhochschule in Helmstedt, begleitete den Empfang an der Harfe.
Der Diözesanrat der Katholik*innen ist die oberste Vertretung der Katholikinnen und Katholiken im Bistum Hildesheim und vertritt diese in der Öffentlichkeit. Er berät den Bischof und setzt sich zusammen aus Vertretern der Dekanate, kirchlichen Verbände und Berufsgruppen sowie der Orden im Bistum. Der Bischof kann Personen in den Diözesanrat berufen und ernennt einen Bischöflichen Beauftragten. Zurzeit besteht der Diözesanrat aus 39 Personen. Vorsitzender ist Dr. Christian Heimann.
Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Hildesheim