Willkommen im Leben
Mit einem ökumenischen Taufprojekt in und um Braunschweig wollen katholische und evangelische Kirche neue Wege in der Taufpastoral gehen.
„Die Geburt eines Kindes bringt große Freude und intensive Glücksmomente mit sich, aber auch die Sorge, dass doch nicht alles so perfekt gelingt, wie die Marketingstrategien rund um das Leben mit einem Baby es verheißen“, erläutert Gabriele Engler, Mitarbeiterin im Oktober 2023 neu geschaffenen ökumenischen Taufprojekt. An dieser Lebenswende entstehe bei vielen Eltern nicht nur der Wunsch, die Geburt zu feiern, sondern eine Sehnsucht nach Segen für ihr Neugeborenes.
„Meine Idee im ökumenischen Projekt sind ganz besonders Segensfeiern für Babys“, so Engler. Die Katholikin ist seit 35 Jahren Gemeindereferentin und war zuvor in zwei Gemeinden mit acht Kirchorten in Helmstedt-Schöningen im Einsatz. Jetzt ist die gebürtige Braunschweigerin Ansprechpartnerin in der Taufpastoral im Dekanat Braunschweig für Städte Braunschweig und Wolfenbüttel samt Umgebung sowie im Bereich der evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweigs für das etwa deckungsgleiche Gebiet.
Bei den Segensfeiern könnten beide Kirchen frei miteinander umgehen, da eine solche Feier neu und nicht geprägt sei. „Die Absicht ist, den Menschen, die ein neugeborenes Kind in Ihrer Familie begrüßen, eine Feier anzubieten, die die Dankbarkeit über das Baby ausdrückt und die Zusage gibt, egal wie du dich entwickelst, du bist immer willkommen.“ Dabei blickt Engler auch auf die Erfahrung anderer: „Die große Resonanz auf solche Segensfeiern im Bistum Essen und der evangelischen Kirche im Rheinland zeigt, dass junge Familien dieses Angebot gern annehmen. Dabei lassen sich auch Menschen einladen und anrühren, die eher in kritischer Distanz zur Kirche stehen.“ Das Angebot zur Taufe bestehe selbstverständlich weiterhin.
„Das Thema hat eine größere Weite, es geht um das Davor und Danach von Taufe. Da gibt es sicherlich einiges, was ökumenisch zu denken und anzustoßen ist“, freut sich Engler auf den ökumenischen Dialog. So kann sie sich auch gut gemeinsame Segensfeieren für Schwangere, regelmäßige Tauferinnerungsgottesdienste und Angebote für Familien mit kleineren Kindern vorstellen.
„Beim ökumenischen Taufprojekt denken viele, ich bin jetzt hier, um eine ökumenische Taufe zu initiieren, so ist es aber nicht“, betont Gabriele Engler. Taufe sei in beiden Kirchen vom Kirchenrecht geprägt. „Gerade bei konfessionsverbindenden Ehen ploppt die Frage auf: ‚In welcher Kirche wollen wir unser Kind taufen lassen?‘ Einige dieser Eltern wünschen sich eine christliche Taufe, bei der sie sich erst später für eine Konfession entscheiden können.“
„Die erste Phase ist, den Raum und das Thema kennenzulernen, in dem das Projekt angesiedelt ist. Das heißt, in erster Linie bin ich dabei, Pfarrpersonen, Diakonen und Hauptamtlichen zu sprechen, die mit dem Thema Taufe zu tun haben. Ich habe außerdem Kolleginnen sowie Katecheten und Katechetinnen dazu befragt, um die Weite des Themas auszuloten“, sagt die Gemeindereferentin. Nach der Kennenlernphase sollen erste Projekte realisiert werden, so ist bereits für die diesjährigen Nacht der Kirchen am 31. August in Braunschweig eine gemeinsame Aktion in Planung.
Das Bistum Hildesheim und die evangelische Landeskirche wollen mit dem einmaligen auf sieben Jahre angelegten Modellprojekt alles rund um die Taufe in den Fokus rücken, Formate ausprobieren, diese auswerten und dabei innovativ und proaktiv sein. Englers Stelle wird vom Bistum finanziert, die Sachkosten teilen sich beide Kirchen. Zum Projekt gehört eine hochrangige ökumenische Begleitgruppe, sie ist für das Bistum durch den Referenten für Glaubenskommunikation Dr. Christian Schramm, die Referentin für Ökumene Katharina Freudenberger und Sr. Anne Kurz, Referentin für Liturgie besetzt. Bei der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig sind Pfarrer Dr. Christopher Kumitz-Brennecke von der Theologischen Abteilung des Landeskirchenamtes, Pfarrerin Johanna Klee, Studienleiterin im Theologischen Zentrum Braunschweig für die Ausbildung Ehrenamtlicher, Pfarrer Sebastian Klee von der religionspädagogischen Fachberatung und Fortbildung sowie Dieter Schultz-Seitz, Propst von Wolfenbüttel mit im Boot.
Sabine Moser