Neues Gesicht für die katholische Kirche in Braunschweig
Martin Tenge wird am 1. Advent in St. Aegidien als neuer Propst und Dechant eingeführt. Tenge tritt die Nachfolge von Propst Reinhard Heine an, der im September in den Ruhestand getreten ist.
Am Sonntag, 3. Dezember, um 15 Uhr wird Domkapitular Martin Tenge im Rahmen eines Vespergottesdienstes in St. Aegidien (Ägidienmarkt 12a)von Generalvikar Martin Wilk in sein neues Amt eingeführt. Er wird damit Pfarrer und Propst der katholischen Pfarrgemeinde St. Aegidien und zugleich Dechant des Dekanates Braunschweig. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu einem Empfang ins Leisewitzhaus ein.
Bei seinen ersten Begegnungen in Braunschweig hat er sehr viel Offenheit erlebt: „Dafür bin ich sehr dankbar.“ Tenge kennt bisher von Braunschweig die Weststadt, in der er seit 2 ½ Jahren als Pfarrverwalter der Gemeinde St. Cyriakus die Pfarrerstelle vertritt, und freut sich schon sehr darauf, Braunschweig noch besser kennenzulernen. „Ich will erst Hörender und Schauender sein, der die Wirklichkeit hier wahrnimmt“, drückt er seine Neugierde aus.
Martin Tenge wurde 1961 in Gütersloh geboren, wuchs in Großburgwedel auf und studierte in Münster Theologie. Während dieser Zeit verbrachte er zwei, ihn sehr prägende Auslandsjahre in Brasilien und in Italien. 1989 wurde Tenge von Bischof Josef Homeyer zum Priester geweiht und ging als Kaplan nach Salzgitter, bevor er in Duderstadt Jugendseelsorger wurde. Von 1999 an wirkte er als Diözesanjugendseelsorger bis er 2008 über viele Jahre Propst und Dechant des Regionaldekanates der Landeshauptstadt Hannover wurde. 2009 wurde er auch zum Domkapitular ernannt. Vor vier Jahren übernahm er die Aufgabe des Personalleiters für das pastorale Personal im Generalvikariat des Bistums Hildesheim.
Tenge ist seit 34 Jahren Priester, wird in Braunschweig aber erstmals Gemeindepfarrer: „Das finde ich total spannend. Ich habe schon viele – auch längere – Pfarrverwaltungen erlebt, aber die eigentliche Funktion des Pfarrers habe ich mein Leben lang nicht innegehabt. Dafür bin ich einmal angetreten und freue mich, dass ich das nun doch noch tun darf.“
Der künftige Propst sieht sich auch als Repräsentant der katholischen Kirche in Braunschweig: „Ich bin hier sowohl Gemeindepfarrer als eben auch der, der für die Ökumene, den interreligiösen Dialog und den Dialog in die Gesellschaft hinein zuständig ist. Das sind für mich Herzensangelegenheiten.“
Er möchte etwas bewegen und Akzente setzen. So ist für ihn die Rolle der Propsteikirche St. Aegidien als Kirche der Pfarrei, als katholische Kirche der Stadt Braunschweig und des Dekanates wichtig. Wichtig ist sie als Ort des lebendigen Glaubens für ihn. „Auch die Kirchenmusik spielt eine große Rolle für mich.“
Viel Wert legt der Priester auf ein gutes, konstruktives Miteinander mit den evangelischen Schwestern und Brüdern. „Ich glaube, das ist eines der Kernstücke unseres Lebens und vielleicht sogar Überlebens, dass wir nicht desinteressiert nebeneinander, sondern miteinander Christsein leben und gemeinsam in dieser Stadt die Frage nach Gott offenhalten.“ Die äußere Bedeutung von Kirche habe ja massiv abgenommen, stellt Tenge fest. „Die Frage, welche Rolle spielt Gott in meinem Leben ist eine existentielle Frage und Auftrag der Kirche ist es, diese Frage immer wieder zu stellen, ohne platte Antworten zu geben.“
Außerdem ist es ihm ein Anliegen, sich mit den pastoralen Strukturen angesichts von Personal- und anderen bedeutsamen Veränderungen auseinanderzusetzen. Es gehe darum, wie sich die katholische Kirche mittelfristig in der ganzen Stadt Braunschweig und im Dekanat aufstellt und wie überpfarrlicher Personaleinsatz funktionieren kann. „Ich glaube, da ist viel Gesprächsbedarf bei den Verantwortlichen in den Gemeinden.“
„Auch wenn unser Ruf nicht so gut ist, wir haben eine Botschaft, wir haben Themen, die Menschen bewegen“, betont Tenge. Er ist bereit und interessiert, sich in die Diskussion einzubringen: „Da werden wir neben den Fragen um die persönliche Bedeutung des Glaubens auch manch heißes Eisen anpacken, sei es die Debatte um Flüchtlinge oder etwa um das begleitete Sterben.“
Sabine Moser