Mein spontaner Ausflug zum Töpferkurs

Am 06. April hatte ich die Ehre, spontan bei einem Ausflug zu einem Töpferkurs in Marienhagen mitzufahren. Mitgenommen wurde ich von der SprachLernTheater-Gruppe ...

 

Eine kurze Geschichte vorweg:

Fast jeden Montag, seit 2022, trifft sich eine Gruppe Frauen im Gemeindehaus der kath. Kirche St. Maria Regina, um am "SprachLernTheater" teilzunehmen - einem Projekt des Sozialprojekts 'NEULAND'. Die Frauen, die aus unterschiedlichsten Ländern kommen, lernen spielerisch die deutsche Sprache, um die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben leichter zu bewältigen. Mit der Zeit bauten die Frauen innerhalb der Gruppe sehr viel Vertrauen und Nähe auf, sie schenkten sich gegenseitig viel Anerkennung, weinten und lachten miteinander. Das Gemeinschaftsgefühl verband sie und es entstand eine Schwesternliebe. Seitdem nennen sie sich "Schwestern".

 

Am 6. April hatte ich die Ehre, spontan bei einem Ausflug zu einem Töpferkurs in Marienhagen mitzufahren. Mitgenommen wurde ich von den sieben Schwestern der SprachLernTheater-Gruppe. Schon bei der Abfahrt an diesem warmen und sonnigen Frühlingstag war die Stimmung super! Bemerkenswert fand ich, wie behutsam und liebevoll ich für die Reise vorbereitet wurde - das schöne Leinentuch gab mir Sicherheit und schützte mich vor der Hitze und die Polsterkissen gaben mir Schutz vor dem Ruckeln im Auto.

Nach einer längeren Fahrt waren wir heile angekommen und wurden herzlich von der Künstlerin Barbara empfangen. Ich bestaunte das über hundert Jahre altes Fachwerkhaus und fühlte mich sofort heimisch ... die alten Eichenbalken an den Decken staunten über mich und meine goldene Krone. Ja, ich kenne dieses Gefühl - aus dem Verborgenen, ganz bescheiden, entstanden meine eigene Größe und die Würde.

So auch bei den Schwestern - still und leise bewunderten sie das unbeschreiblich interessante Künstlerhaus mit all den eindrucksvollen Kunstwerken. Sie waren einfach dankbar, mitgenommen worden zu sein. Ich sah, wie zugleich das Staunen als auch die Freude die Herzen der Schwestern erfüllte. Sie fühlten sich groß, getragen, geliebt, anerkannt und beschenkt ... würdevoll.

Im kreativen Raum bekam ich einen Platz, an dem ich amüsiert die Frauen beobachten konnte. Sie wurden über das Material Ton aufgeklärt, der die Kräfte aller Elemente vereint: Aus der ERDE stammt er, mit WASSER wird er geschmeidig, an der LUFT härtet er aus, im FEUER wird er stärker und erreicht seine endgültige Form.

Wie die Verbundenheit der Elemente des Tons, so spürte ich auch die Verbundenheit der Schwestern: Ihre Art zu reden, mal mit Händen und Füßen, mal ganz entspannt, mal ein Wort vergessend oder mal anders ausgesprochen. Als sie den Ton in ihren Händen spürten, sprühte aus ihnen die Phantasie, die Kreativität, die Fingerfertigkeit heraus, und auch die Sprache nahm ihren Lauf und das Lachen hörte nicht auf! Aber auch die Augenblicke der Konzentration, der Ruhe und der Besinnung erfüllten den Raum. Ich nahm die positive Energie wahr und fühlte mich an diesem Ort der Liebe und der Kreativität sehr wohl. Die Schwestern wurden zu Künstlerinnen.

So wie Franz von Asissi schrieb: "Der, der mit seinen Händen arbeitet, ist ein Arbeiter. Der, der mit seinen Händen und seinem Kopf arbeitet, ist ein Handwerker. Der, der mit seinen Händen, seinem Kopf und seinem Herz arbeitet, ist ein Künstler."

Nach einer kleinen Kaffeepause gingen die glücklichen Schwestern in den Garten, um die warmen Sonnenstrahlen zu genießen - und ich blieb alleine in dem Raum, voll der bunten Vielfalt an Farben, Pinseln und Werkzeugen. Ich ließ all die Gefühle und die Eindrücke auf mich wirken und verankerte sie tief in meiner Seele.

Auf dem Rückweg durfte ich spontan auch noch an die frische Luft und den ersten Duft des blühenden Rapsfeldes einatmen. Voller Euphorie und Begeisterung posierten die Schwestern mit mir vor der Kamera. Ich fühlte mich mit ihnen eins - geliebt, würdevoll und füreinander da. Dieser Tag bleibt mir in Erinnerung. DANKE!

Kristina Redzimski