Corona macht's nötig – und manchmal auch möglich
Der Schulalltag in der katholischen Ludwig-Windthorst-Schule in Hannover
Schule und Corona – ein Kapitel mit besonderer Verantwortung und Sorgfalt. Auch an der Ludwig-Windthorst-Schule in Hannover hat der kleine Virus mit dem langen Namen den Alltag und Gewohnheiten ziemlich umgekrempelt.
„Tja, wie sind die ersten Wochen verlaufen?“, fragt sich Schulleiterin Heike Braun. Sie denkt an die Einschulungsfeier für die neuen Fünftklässler*innen. Nun, eigentlich waren es zwei nacheinander: „Anders war das nicht möglich.“
Trotzdem waren es keine gehetzten Feiern im ICE-Takt und dem aufwändigen Dirigieren von Kindern mit Eltern. Sondern im Gegenteil: „Das war sehr ruhig, sehr angenehm, eine für mich zwar andere, aber tolle Erfahrung.“ Das Wort Gottes wurde gehört und gefeiert. Nur das Singen hat gefehlt. Für eine Schule an der Musik eine besondere Bedeutung hat schon tragisch: „Der Rahmen war aber schön.“, sagt Heike Braun. Vor allem, weil diese Feier für die Kinder wichtig ist: „Es ist ein neuer Lebensabschnitt.“ Die Kinder werden ‚groß‘. Das müsse gewürdigt und begleitet werden. „Daher war es nur gut, dass das Land Einschulungsfeiern mit einem entsprechenden Hygienekonzept erlaubt hat“, betont die Schulleiterin. Dem Virus darf man ruhig ein wenig trotzen – allerdings mit viel Vernunft.
Diese Vernunft zeigen nach Einschätzung von Heike Braun Schüler*innen, Lehrkräfte, Eltern tagaus und tagein im Schulalltag. Die Eltern bringen ihre Kinder nicht mehr ins Gebäude. Die Schüler*innen tragen die Masken, da wo es zwingend erforderlich ist. Die Lehrer*innen sorgen fast schon auf die Sekunde genau für die so wichtige Belüftung. Handdesinfektion ist zur zweiten Natur geworden und schlicht selbstverständlich.
Die Maßnahmen des Hygienekonzeptes wirken wie eine ständige Erinnerung. In den Pausen müssen alle Schüler*innen raus aus den Unterrichtsräumen, die abgeschlossen werden. Das Schulbrot wird draußen vertilgt, die Jahrgänge sind auf verschiedenen Schulhöfen getrennt. „Das ist wirklich gut, dass wir diese Möglichkeit haben“, unterstreicht Heike Braun.
Lüften, offene Türen – und lauteres Sprechen
Nach der Pause sammeln sich die Schüler*innen und werden von ihren Lehrer*innen abgeholt. In Gruppe geht es zum Unterrichtsraum. Während des Unterrichts bleiben die Fenster und Türen geöffnet – der Lüftung wegen. Mit zwei Nebeneffekten: „Zum einen sprechen die Schülerinnen und Schüler lauter im Unterricht.“ Denn von außen kommt nicht nur Luft, sondern zuweilen auch Lärm herein. Zudem können Schüler*innen durch die offene Tür schnell zur Toilette huschen. Denn das geht nur während des Unterrichts und möglichst allein. Rudelbildung am Klo muss ausgeschlossen bleiben.
Zum anderen sind die geöffneten Türen für die Lehrer*innen eine Gewöhnung an kommende Zeiten. „Wir werden ja unsere Schule noch weiter umbauen“, erläutert Heike Braun. Eine Idee dabei: Die bisher undurchsichtigen Türen mit einem Sichtfenster zu versehen. Für mehr Licht, aber auch für den Eindruck einer offenen Schule, die sich nicht hinter schweren Türen verschanzt. Corona wirkt da schon ein bisschen wie ein Vorgriff.
„Es gibt auch noch andere Maßnahmen, die wir durch Corona ergreifen mussten, aber die wir beibehalten werden“, sagt Heike Braun. Für den Betrieb der Mensa mit dem Mittagessen mussten Laufwege angelegt werden – mit einem Ein- und einen getrennten Ausgang sowie mit markierten Tischbereichen. Das bringt mehr Ruhe in den Ablauf – und wird allen auch nach Corona zugutekommen.
Lernstoff verpasst – und nun?
Hygiene ist eine große Herausforderung durch Corona. Der Wegfall vom Präsenzunterricht und digitales Lernen während des Lockdowns die andere. Rufe, dass die Gesellschaft nur vor einer verlorenen Corona-Generation von Schüler*innen steht, hält Heike Braun für übertrieben. Natürlich wurde Lernstoff verpasst. Keine Frage.
Aber: „Wir müssen jetzt im Unterricht sehr genau schauen, was ist der Kern der Fächer und welche einzelnen Themen dahinter zurücktreten können.“ Keine leichte Aufgabe, muss dieses Abwägen für das Unterrichtsgeschehen gleichzeitig in 13 Fächern erfolgen – und für alle Jahrgänge von fünf bis 10.
In Fachkonferenzen wird darüber beraten, welche Inhalte für ein Fach wirklich zwingend sind und was nicht zum elementaren Lernstoff gehört. Wiederum gibt es einen positiven Nebeneffekt: „Das ist eine Aufgabe, die ohnehin regelmäßig gemacht werden muss, damit Unterricht aktuell bleibt.“ Und dann ist am Land Niedersachsen, die Vorgaben für Abschlussthemen anzupassen. Heike Braun ist sich sicher, dass ein vernünftiger Schulabschluss trotz fehlender Unterrichtsphasen im Klassenraum möglich ist.
Auch an der LuWi wurde zu Hochzeiten von Corona der Unterricht ins Digitale verlegt. „Da haben wir als Schule natürlich gemerkt, dass nicht alle die gleichen Möglichkeiten haben“, sagt Heike Braun nüchtern. Daher sei es nur zu begrüßen, dass die Schulen jetzt die Möglichkeiten haben, Eltern und Schüler*innen entsprechend zu unterstützen. Sowohl technisch mit Geräten als auch mit weiterer Hilfe und Unterstützung. Denn digitales Arbeiten ist anders – und eben kein Liveunterricht im Netz. „Im Kollegium haben wir uns gut unterstützt, was das Entwickeln von Aufgabenmodulen für Fächer und Jahrgänge betrifft.“ Digitales Arbeiten hat an der LuWi Fahrt aufgenommen: „Das ist gut so und wird uns weiter bringen“, findet Heike Braun.
Bleibt die Frage: Gab es Infektionen? Klare Antwort: „Ja, eine positive Diagnose.“ Und das gleich nach den Ferien, die fast schon klassische Rückkehr aus belasteten Urlaubsgebieten. Was folgte war, 14 Tage Quarantäne für eine Klasse. Dann waren wieder alle an Bord. Ganz unaufgeregt.
Rüdiger Wala