Chancengleichheit betrifft alle

Am 22. Oktober fand in der Cafeteria des Bischöflichen Generalvikariates die zehnte Ausgabe von "KONKRET nachgefragt" statt. Zu Gast waren diesmal Jutta Weigert und Maren Trümper. Das Thema lautete „Diversity“.

Jutta Weigert ist Gleichstellungsbeauftragte im Bischöflichen Generalvikariat und Referentin für Chancengleichheit sowie mit einer weiteren halben Stelle Geschäftsführerin der Bischöflichen Stiftung „Gemeinsam für das Leben“. Maren Trümper ist Referentin in der Abteilung für Personalentwicklung

Diversity (oder Vielfalt) und Chancengleichheit hängen eng zusammen. „Man sollte das Thema nicht auf Menschen beschränken, die marginalisiert sind“, sagt Jutta Weigert, „wir sind ja alle besonders und haben unsere Beeinträchtigungen.“ Diesen Gedanken der Vielfältigkeit aller Menschen möchte sie gern weitergeben. Die Idee der Chancengleichheit ist noch relativ neu und das Bistum Hildesheim war eines der ersten, das sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Es geht eben nicht nur um Geschlechtergerechtigkeit, sondern betrifft auch andere Aspekte und Merkmale von Personen. Dazu zählen das Alter, die ethnische Herkunft und Nationalität, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexuelle Orientierung und die soziale Herkunft. In all diesen Bereichen gibt es Anfeindungen und Ausgrenzungen.

Beim Thema Gleichstellung sieht es auf den ersten Blick gut aus im BGV: 70 Prozent der Mitarbeitenden sind Frauen. In der Leitungskonferenz beträgt der Anteil an Frauen aber nur 42 Prozent, bei den Bereichsleitungen sind es 25 Prozent. Viele Maßnahmen zur Verbesserung der Chancengleichheit wurden in den vergangenen Jahren schon ergriffen. 2004 wurde die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten geschaffen, 2008 wurde das BGV als familienfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert, flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und Teilzeitarbeit sind hier zu nennen.

„Ich finde es wichtig, dass man auch mal die eigene Bubble verlässt und sich mit Personen aus anderen Netzwerken beschäftigt, sonst wird man nie die anderen verstehen lernen“, betont Jutta Weigert. Chancengleichheit setze voraus, einen Blick für die diskriminierten Menschen zu bekommen. Regelmäßig versendet sie einen Newsletter zu diesem Thema. Ein Team von Personen aus mehreren Abteilungen – das NetzWerk ChancenGleich – kümmert sich um die Inhalte. Noch sind nicht alle Abteilungen in dem Team vertreten, daher sind alle Interessierten zur Mitarbeit eingeladen.

Das Netzwerk orientiert sich an der so genannten „Charta der Vielfalt“. Ziel dieser Initiative ist es, „die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in der Arbeitswelt in Deutschland voranzubringen“. Ein Ziel der Gleichstellungsbeaufragten ist, dass das Bistum als erstes in Deutschland dieser Initiative beitritt.

Die Abteilung Personalentwicklung, in der Maren Trümper als Referentin arbeitet, hat ein Selbstverständnis zum Thema Diversity verfasst. Es dient als Grundlage für die Arbeit, auch um eine größere Verbindlichkeit herzustellen. In einer zweitägigen Klausurtagung in Hamburg mit dem gesamten Bereich Personal wurden zusammen mit dem Diversity-Manager des NDR die Inhalte zusammengetragen. „Man hat festgestellt: Je diverser Teams aufgestellt sind, umso bessere Entscheidungen können sie treffen“, äußert sich Maren Trümper zu den Inhalten des Papiers. Die Einbindung verschiedener Perspektiven sei so nachhaltiger und effektiver. Ein Eindruck, der von Frauke Stockhorst aus dem Publikum für das Umweltteam bestätigt wurde.

„Wenn Barrierefreiheit gut gemacht ist, dann hilft sie allen Menschen“, sagt Maren Trümper. Ein Beispiel: Ein abgesenkter Bordstein hilft Menschen im Rollstuhl, ist aber auch gut für Kinderwägen und Menschen mit Kniebeschwerden. „Wir können alle schnell in die Situation kommen, wo wir davon profitieren.“

Die Inhalte des Papiers spiegeln sich in den von der Personalentwicklung angebotenen Veranstaltungen wider. Im nächsten Jahr wird in Kooperation mit der Akademie des Bistums in Hannover ein Antidiskriminierungsseminar für kirchliche Mitarbeitende angeboten. Ein weiteres zweitägiges Seminar ist geplant zur Führung diverser Teams, im Angebot ist ebenfalls ein zweistündiges Seminar zu Inklusion und Kirche. Die aktuellen Angebote finden sich auf der Website des Bistums. Eine Idee ist auch, Diversity beim Tag der Dienstgemeinschaft im nächsten Jahr an Fronleichnam zum Thema zu machen. 

Warum ist Diversity für uns als Kirche so wichtig? Ganz pragmatisch, um für Arbeitssuchende interessant zu bleiben. Es sei aber insbesondere wichtig, als Kirche Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen und mit diesem Thema den Negativschlagzeilen mit positiven Impulsen zu begegnen, sagt Jutta Weigert. „Katholisch heißt allumfassend, da steckt das Wort Vielfalt ja schon drin“, betont sie und sagt: „Wenn wir das nicht machen, wer denn dann?“

Der nächste Termin für „Konkret nachgefragt“ findet am Donnerstag, 14. November 2024, statt. Es wird um neue Leitungsmodelle in Gemeinden gehen, die Gäste sind Matthias Kaune und Klemens Teichert und eine ehrenamtlich engagierte Person. Eine offizielle Einladung zu diesem Termin erfolgt in den nächsten Tagen. Übrigens: Der Temin für die Weihnachtsausgabe von "KONKRET nachgefragt" steht nun auch fest, es ist der 9. Dezember.