Ausstellung antisemitischer Postkarten am Mariano-Josephinum

ein Bericht von Lisa Wallusch (10e)

Am 12. Mai 2023 besuchten wir, die Klasse 10e, die kleine Ausstellung „Abgestempelt – Judenfeindliche Postkarten“, welche uns durch die Bundeszentrale für Politische Bildung zur Verfügung gestellt wurde. Die Zeit, die wir dort verbrachten, haben wir ausgiebig genutzt, um uns alles gründlich durchzulesen und anzugucken. Wir alle kennen die Themen Antisemitismus und Nationalsozialismus aus den Geschichtsbüchern, doch ist es noch einmal etwas ganz Anderes, die judenfeindlichen Karten im Original und mit Text vor sich zu sehen.

Was uns als Klasse besonders schockiert hat, war die Tatsache, dass die Menschen, die diese Karten verschickten, teilweise über ganz banale Dinge geschrieben haben. Auf manchen Karten wurden z. B. einfach nur Glückwünsche oder Grüße versendet, die Leute wussten also manchmal gar nicht, was sie mit dem Verschicken dieser Karten eigentlich tun. Die meisten Karten der Ausstellung stammen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, sie geben einen Einblick in die Welt, deren Alltag von Vorurteilen und Diskriminierungen geprägt war. Ich glaube, alle von uns kennen die Postkarte „Vom Geier zum Meier“, auf der ein Geier nach und nach zum Menschen wird. Wird jemand als Geier bezeichnet, so wird dieser Person damit vorgeworfen, dass sie nur an ihren eigenen Vorteil denkt und gierig ist. Auch bedeutet es, dass die Person ungeduldig, unersättlich ist, drängelt und sich wie ein Geier auf etwas stürzt, als gäbe es nicht genug. Juden wurden also gar nicht als Menschen wahrgenommen, sondern galten als egoistische, ungeduldige und gierige Tiere. Sie wurden außerdem oft auch als Schweine dargestellt, vermutlich, um das jüdische Verbot, Schweinefleisch zu essen, zu verspotten, aber auch, um sie als abstoßende und hässliche Unmenschen zu stigmatisieren.

Eigentlich glaubt man, dass die Zeit des Antisemitismus nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vorbei sei, doch dem ist nicht so. Denn wir müssen feststellen, dass es auch in der heutigen Zeit noch Menschen gibt, die jüdische Gräber schänden, indem Hakenkreuze auf die Grabsteine gemalt werden. Auch heute gibt es noch Menschen, die andere Menschengruppen nicht akzeptieren und diskriminieren, nur weil sie nicht in ihr Weltbild passen. Daran sieht man, dass diese Welt noch immer von Vorurteilen und Stereotypen geprägt ist.

Wir sind alle sehr froh, dass wir diese Ausstellung besuchen und mehr über die damalige Zeit erfahren konnten. Es ist wichtig, diese Karten aufzuheben und auszustellen, damit die Verbrechen des Nationalsozialismus nie in Vergessenheit geraten und unsere Blicke und unsere Aufmerksamkeit für Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus geschärft bleiben. Und wer weiß, vielleicht wird es die Ausstellung ja noch einmal an unserer Schule geben.

Lisa Wallusch (10e)