Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt: Arbeitsgruppe erarbeitet Vorschläge für Erinnerungskultur

Bistum Hildesheim ruft zu aktiver Beteiligung an der Entwicklung von Gedenkformaten auf

Eine Arbeitsgruppe hat für das Bistum Hildesheim Vorschläge erarbeitet, wie in der Diözese ein nachhaltiges und kollektives Bewusstsein für das Leid von Betroffenen sexualisierter Gewalt geschaffen werden kann. Die Entwicklung von Gedenkformaten soll nun unter aktiver Beteiligung von Betroffenen, Gremienangehörigen, Gemeindemitgliedern und anderen Interessierten erfolgen. 

Die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur, bestehend aus Betroffenen, Vertreterinnen und Vertretern der Diözese und des Diözesanrates sowie Fachleuten aus der Wissenschaft, empfiehlt etwa, in einem partizipativen Prozess Mahnmale zu erarbeiten. In Gesprächsformaten sollen Pfarrgemeinden Informationen und Austauschgelegenheiten erhalten.

Eine Wanderausstellung mit Fotos von Betroffenen soll beispielsweise eine Mit-Betroffenheit erzeugen. Auch für das Dommuseum wird eine Ausstellung angeregt. Die Arbeitsgruppe befürwortet außerdem die Entwicklung einer klaren Haltung gegenüber Tätern. Als Zeichen von Verantwortungsübernahme umfasst dies einen reflektierten Umgang mit Gräbern, Ehrentiteln oder kulturellen Schöpfungen von Tätern.

Die Arbeitsgruppe strebt eine breite Beteiligung an. Betroffene, Gremienangehörige, Gemeindemitglieder und andere Interessierte sind herzlich eingeladen, an der Feinplanung und Umsetzung der angedachten Gedenk- und Erinnerungsformate mitzuwirken. In drei Beteiligungsforen möchte die Arbeitsgruppe über das Konzept informieren und einen inhaltlichen Dialog anstoßen. Die Termine dazu sind:

  • Donnerstag, 15. Februar 2024, 19 bis 21.30 Uhr (Digital via Zoom);
  • Samstag, 9. März 2024, 9 bis 12.30 Uhr (Digital via Zoom);
  • Samstag, 6. April 2024, 10 bis 16 Uhr (in Präsenz – Ort wird noch bekannt gegeben).

Interessierte können sich über die E-Mail-Adresse aufarbeitung(ät)bistum-hildesheim.de für eines oder mehrere der Foren anmelden und so an der Weiterentwicklung und Umsetzung der Formate mitwirken.

„Ich möchte die Menschen in unserem Bistum sehr dazu ermutigen, sich einzubringen und die Erinnerungskultur im Kontext der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt aktiv mitzugestalten. Das kann emotional sicher auch herausfordernd sein, aber es ist richtig und wichtig, dass wir dies tun“, sagt Martin Richter, der Leiter der Stabsabteilung Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim.

Die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur war von Generalvikar Martin Wilk eingesetzt worden und hatte ein Konzeptpapier verfasst, das im Laufe des vergangenen Jahres in mehreren Gremien innerhalb und außerhalb des Bistums diskutiert wurde. Das Feedback aus den Gremien floss zur Fortschreibung des Konzeptes zurück in die Arbeitsgruppe. Nun soll mit der Beteiligung weiterer Menschen der nächste Schritt zu einer Erinnerungskultur gegangen werden, die das Leid von Betroffenen sexualisierter Gewalt anerkennt und vergegenwärtigt.

Damit soll die Erinnerungskultur zu einem wichtigen Bestandteil in der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Verantwortungsbereich des Bistums Hildesheim werden. In diesem Zusammenhang soll auch deutlich werden, dass die Fälle von sexualisierter Gewalt keine örtlich begrenzten Einzelfälle gewesen sind, sondern sich in vielen unterschiedlichen Orten und Kontexten innerhalb der Kirche von Hildesheim zugetragen haben.