70 Jahre Priester
Pastor Winfried Henze feiert ungewöhnliches Jubiläum
Dieses Jubiläum erreichen nur ganz Wenige: Am 18. Juli kann Pastor Winfried Henze aus Harsum-Adlum auf 70 Jahre Priestertum zurückblicken. Bis heute ist der 95-jährige im Borsumer Kaspel als Seelsorger aktiv.
„Sonntag war ich in Machtsum, Montag in Hüddesum, Dienstag in Hönnersum, gestern hatte ich die Abendmesse hier am Ort“, erzählt er. Die Dörfer zählen zum Borsumer Kaspel, einem weitläufigen Gemeindegebiet nahe Hildesheim. Dort feiert Henze Gottesdienste, leitet Beerdigungen, tauft Kinder, traut Paare. „Auf meine alten Tage bin ich noch Wanderprediger geworden“, sagt er. Gemeinsam mit zwei weiteren Priestern betreut er als Pfarrvikar acht Kirchorte. Anders als üblich ist Henze nicht mit 75 Jahren in den Ruhestand gegangen, sondern ist bis heute fester Teil des Seelsorgeteams von St. Martinus in Borsum.
Roland Baule, leitender Pfarrer der Gemeinde, sagt: „Ich bin dankbar dafür, dass Winfried Henze sich einsetzt, gemeinsam mit Pastor Uwe Schäfers sind wir brüderlich unterwegs.“ Was schätzt Baule besonders an seinem betagten Mitbruder besonders? „Seine Geistesschärfe“, sagt er unvermittelt.
Seine Geistesschärfe hat Henze in den sieben Jahrzehnten seines Priestertums immer wieder eingesetzt, nicht nur als Seelsorger, sondern unter anderem als Redakteur der Kirchenzeitung. Dort initiierte er gemeinsam mit Evangelischen Zeitung Hannover die Artikelserie „Blick über den Zaun“ und setzte damit ökumenische Impulse. Mehrere Reportagereisen führten ihn nach Lateinamerika und Afrika. Immer wieder mischte er sich in aktuelle Debatten ein und machte dabei aus seiner konservativen Haltung keinen Hehl. Als einziger erhielt Henze zweimal den Katholischen Journalistenpreis der Deutschen Bischofskonferenz.
Henze ist Autor mehrerer Bücher, besonders erfolgreich war sein Familienkatechismus „Glauben ist schön“, der in fünf Sprachen übersetzt wurde und eine Gesamtauflage von über 300.000 Exemplaren erreicht hat. 2004 überreichte er das 100.000 Exemplar des Buches im Vatikan den damaligen Kardinälen Joseph Ratzinger und Walter Kasper. In seinem Buch „Bördejahre“ erzählt er von der Treue und dem Witz niedersächsischer Landsleute in der Nazi- und Nachkriegszeit.
Henze, Jahrgang 1929, wurde 1954 in St. Godehard in Hildesheim zum Priester geweiht, da der Dom nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg noch nicht wiederaufgebaut war. In St. Godehard war er auch Kaplan und später Pfarrer, weitere Stationen im Bistum waren Braunschweig, Bremen-Blumenthal und Egenstedt bei Hildesheim. Seit 20 Jahren ist Henze nun in Adlum. Über Jahrzehnte unterrichte Henze an verschiedenen Schulen das Fach Religion. 1981 übernahm er, selbst passionierter Segelflieger, die seelsorgliche Betreuung der Teilnehmer der Segelflugweltmeisterschaft in Paderborn.
Das 70. Priesterjubiläum feiert Pastor Henze mit einer Vigil am Samstag, 20. Juli, in der St. Georgskirche in Adlum und einem Festhochamt am 21. Juli in der St.-Martinus-Kirche in Borsum. Auf der Pfarrwiese in Adlum gibt es im Anschluss an den Gottesdienst ein buntes Programm.