Pfarrkirche St. Nikolaus, Klosterstraße 3
Für Ottbergen wird erstmals im Jahre 1250 eine Kirche urkundlich erwähnt. Doch Kirche und Dorf werden 1633 – in den Wirren des 30-jährigen Krieges – von schwedischen Truppen zerstört.
Der Bau der heutigen Kirche erfolgt um 1720. Das Kirchenschiff wird an das erhalten gebliebene Mauerwerk des mittelalterlichen Turmes angefügt. Der Turm mit 32 m Höhe hat wahrscheinlich auch als Wehrturm gedient, darauf deuten die wie Schießscharten ausgeführten Fensternischen in den über 1m dicken Wänden hin.
Der im Inneren des Turmes, dem Eingangsbereich der Pfarrkirche, stehende Taufstein aus Sandstein ist eine um 1600 entstandene Arbeit. Kunstvoll gemeißelte Löwenmasken sowie Männer- und Frauengestalten befinden sich am Sockel des Beckens. Das Becken selber ist verziert mit zwei Wappen und vier Reliefs. Sie zeigen Darstellungen folgender biblischer Szenen: die Sintflut, Taufe Jesu im Jordan, Jesus als Kinderfreund und Durchzug durchs Rote Meer. Das Wappen auf der Rückseite zeigt drei waagerechte Streifen, es ist das Wappen der Familie von Tossem. Das vordere Wappen derer von Bortfeldt zeigt zwei gekreuzte Lilien. Es wird angenommen, dass diese Familien die Stifter des Taufsteines waren. Beide Wappen dienten als Vorlage für das heutige Wappen der Ortschaft Ottbergen.
Der einschiffige Kirchenraum ist mit dem Chor 26m lang, 9,5m breit und hat eine Höhe von 7,5m. Der Chorraum ist durch einen Halbkreisbogen vom Kirchenraum getrennt. Der Anbau einer Sakristei erfolgt 1967 an der Ostseite des Kirchenschiffes. Der Altarraum wird 1975 nach Entwürfen von Prof. Paul König, Hildesheim, umgestaltet. Die links und rechts an der Rückwand des Chores angebrachten Figuren des hl. Nikolaus und der hl. Katharina stammen aus dem alten Hochaltar der Pfarrkirche.
An der linken Rückwand des Kirchenschiffes, etwas versteckt unter dem Aufgang zur Orgelempore, sehen wir eine aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammende Pieta. Sie beeindruckt durch ihre Darstellungsform. Die aus Holz geschnitzte Figur ist farbig gefasst und zum Teil vergoldet. An der linken Außenwand des Kirchenschiffes hängt eine Kreuzigungsgruppe, die ursprünglich aus der Kreuzkapelle stammt, aber seit 1952 in der Pfarrkirche ist. Das Werk eines unbekannten Künstlers ist um 1600 einzuordnen. In einer Nische derselben Wand ist ein Beichtstuhl eingelassen. Interessant ist das Innere des Beichtstuhles. Die Rückwände sind jeweils mit einem Tafelbild ausgestattet. Über dem Priestersitz ist der gekreuzigte Christus dargestellt, davor kniet die klagende Maria Magdalena. Die linke Seite zeigt eine kniende Frau, die in einem Buch liest. Auf der rechten Seite ist Petrus kniend dargestellt. Ein prächtiger Hahn stolziert von links in das Bild. Auf dem Beichtstuhl steht eine Figur des hl. Johannes von Nepomuk, eine aus Lindenholz geschnitzte Figur aus dem 18. Jahrhundert.
Der Kreuzweg an der rechten Außenwand des Kirchenschiffes kam 1899 in die Kirche. Die auf Kupferplatten gemalten Bilder stammen von einem Maler Klein aus Düsseldorf.
Die rechts vor dem Altarraum hängende hölzerne Kanzel entstand im 18. Jahrhundert. Unter dem Schalldeckel ist ein Strahlenmotiv, vor dem der Heilige Geist in Gestalt einer Taube schwebt. An der Kanzelunterseite sind die Symbole der Evangelisten dargestellt: der Adler für Johannes, der Stier für Lukas und der Löwe für Markus. Der Engel für Matthäus ist nicht mehr vorhanden.
Das Geläut der Ottberger Pfarrkirche besteht aus drei Bronzeglocken, die 1950 gegossen wurden. Sie haben die Tonlagen: E, G und A. In der Laterne des Turmes hängt eine bronzene Stundenglocke aus dem Jahr 1876.Die Türen aus Eichenholz, des heute nur gelegentlich genutzten Eingangs an der Nordseite, wurden 1908 gefertigt. Im Ziergiebel des Eingangs befindet sich die Figur der hl. Katharina, Nebenpatronin der Kirche. Aufwendiger als das Seitenportal ist das Hauptportal an der Westseite des Turmes gestaltet. Es wird von einem gesprengten Giebel bekrönt. In der Nische steht eine Figur des Kirchenpatrons, des hl. Nikolaus von Myra. Dieses Portal dient seit der Umgestaltung des Kirchenraumes als Eingang. Das Portal und die Nikolausstatue wurden im Jahr 2014 restauriert.
Dieser Bericht enthält Auszüge aus dem Buch „Unbekanntes entdecken – Kirchen in der Gemeinde Schellerten“ Gemeindeheimatpflege Schellerten 2010
Hans-Georg Schrader