"Ohne Dialog wird es keinen Frieden geben"
Botschaft der Bolivianischen Bischofskonferenz
Gestern (08.04.) ist die Vollversammlung der Bolivianischen Bischofskonferenz im "Casa Cardenal Maurer" in Cochabamba zu Ende gegangen. Zwei Themen standen auf der Agenda der Bischöfe: Zum einen die Verabschiedung der neuen pastoralen Leitlinien für Bolivien, die vom Abschlussdokument der Vollversammlung des lateinamerikanischen Episkopates in Aparecida inspiriert sind; zum anderen die aktuelle politische Situation Boliviens auf dem Hintergrund der Annahme der neuen Staatsverfassung und der Autonomiebewegung in den Departamentos des Tieflandes.
"Angesichts des Auseinanderdriftens zwischen Regionen, sozialen Klassen und Ethnien, der ideologischen Polarisierung, der übertriebenen einseitigen politischen Diskurse und des Einflusses der radikalen Sektoren, die den Prozess des Dialoges und des Konsens verhindern und zu Konfrontationen mit unvorhersehbaren Konsequenzen bis hin zu Leid und Tod führen, sind wir höchst beunruhigt", heißt es in der Abschlussbotschaft der Bischofskonferenz. "Wir bestätigen unseren festen Vorsatz und unsere Bereitschaft den Prozess des Dialoges und der Verständigung weiterhin zu begleiten, so dass es zu einem Solidarpakt kommen kann, der von unserem Volk so sehr erwartet und ersehnt wird. Wir bitten alle Bürger, dass sie sich mit aller Kraft für ein Klima des Dialogs einsetzen."
Hintergrund des Hirtenwortes ist die Anfrage der bolivianischen Regierung, der Präfekten der Tieflandregionen sowie verschiedener Vertreter sozialer Bewegungen, die Bischofskonferenz möge im Streit um die neue Verfassung und das Autonomiereferendum in Santa Cruz einen nationalen Dialog beginnen. Während der Vollversammlung sind sowohl Staatspräsident Evo Morales sowie darauf folgend die Präfekten aus Santa Cruz, Tarija, Pando, Beni und Cochabamba mit den Bischöfen zusammen gekommen, um die mögliche Vermittlung in dem sich zuspitzenden Streit zu koordinieren. Als Voraussetzung für den Beginn der Vermittlung sehen die Bischöfe, dass jegliches Misstrauen, gegenseitige Beschimpfungen und Hasstiraden in den Medien aufhören.
Das Angebot der Vermittlung durch die katholische Kirche wurde von der Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung durch alle Bevölkerungsschichten und sozialen Bewegungen hinweg sehr positiv aufgenommen. Weitere Gespräche und Verhandlungen stehen jetzt an. Während das nationale Referendum über die Annahme der neuen Verfassung schon im März vertagt wurde, halten die Departamentos des bolivianischen Tieflandes am Referendum für die Autonomie fest. In Santa Cruz ist das Referendum für Sonntag, den 04.05.2008 angesetzt; das Datum gilt als entscheidend für die weitere Entwicklung.
Michael Meyer, La Paz,
Geschäftsführer der Partnerschaftskomission der Bolivianischen Bischofskonferenz